Lebe, denke und handle ich christlich? – Ist das eine Frage, die Sie sich immer wieder stellen?
Ja, ganz bewusst. Ich halte es da mit einem Bibelzitat, es stammt aus dem Matthäus-Evangelium: Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!« Stelle ich mir diese Frage, dann habe ich meine Antwort.
Offenheit, Ehrlichkeit, Verlässlichkeit, diese Begriffe haben Sie schon genannt. Gibt es noch andere Glaubenswerte, die beruflich für Sie wichtig sind?
Respekt. Und letzten Endes auch Nächstenliebe: Es ist meine Aufgabe herauszufinden, was mein Gegenüber braucht. Ich muss offen sein, empathisch, ehrlich die Risiken aufzeigen. Es sind oft lange, fast freundschaftliche Beziehungen, die ich aufbaue. Manchmal sitzen trauernde Witwen vor mir, die nichts über die Geldanlagen ihrer Männer wissen. Das zuzugeben, fällt manchen schwer. Ich frage dann ganz offen: »Möchten Sie sich da hineinarbeiten?« Und dann setzen wir uns zusammen hin, mit viel Zeit.
Wie gehen Sie damit um, wenn jemand vor Ihnen sitzt und Aktien von Rüstungsunternehmen kaufen will?
Nach dem Motto »Kriege gibt es immer ... «? Ich versuche nicht, jemanden zu bekehren, aber ich mache einen flotten Spruch: Aha. Das ist ja ganz gegen den Trend, alle wollen da raus - und Sie rein?« Einen solchen Auftrag führe ich dann beratungsfrei aus. Mein Arbeitgeber hat 2018 die UN-Prinzipien für verantwortungsvolles Investieren unterzeichnet - eine Beratung in Rüstungsunternehmen ist daher für uns ausgeschlossen.
Sie sind seit sieben Jahren beim Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer engagiert, seit Februar in einer leitenden Position. Sind die gläubigen Unternehmer die besseren?
Wenn sich Unternehmer christlichen Werten verpflichten, werden sie vielleicht nicht die besseren - aber doch gute Unternehmer. Das dürften dann auch ihre Mitarbeiter, Vertragspartner und vielleicht auch ihre Konkurrenten spüren. Ich denke, dass sie zum Beispiel auch Krisen mit besonderem Mut bestehen, weil sie Gott an ihrer Seite wissen.