"Freiburger Kreis(e)"
Unter dem Eindruck der politischen Vorgänge des Herbstes und der Pogrome am 9. /10. November 1938 ("Reichskristallnacht") sammelten sich um die ordoliberalen Ökonomen Constantin von Dietze, Walter Eucken und Adolf Lampe sowie den Historiker Gerhard Ritter Freiburger Christen zu monatlichen Treffen in ihren Wohnungen.
Nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 ("Machtergreifung"), der Verwirklichung des Führergedankens bzw. der Gleichschaltung aller gesellschaftlichen Organisationen und dem Ausschluss der Juden von öffentlichen Ämtern setzten Professoren der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg ihre Forschungen und die
Auseinandersetzung mit der politischen Lage im kleinen Kreis in der Privatsphäre ihrer Wohnungen fort. Auf der Grundlage von Referaten diskutierten die Teilnehmer Aspekte der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung und setzten sich mit "den quälenden Fragen des Verhältnisses des Christen zur 'Welt' sowie der Grenze des Gehorsamsgebots (Römer 13) und des Rechts zur revolutionären Empörung wider eine 'ungerechte' Obrigkeit" auseinander. Aus der Arbeit dieses Freiburger Konzils entstand bereits im Dezember 1938 die Schrift "Kirche und Welt. Eine notwendige Besinnung auf die Aufgabe des Christen und der Kirche in unserer Zeit", die sich mit der Frage des Widerstandsrechts gegen eine Obrigkeit, die das göttliche Gebot gröblich verletzt, auseinandersetzt und in der Bekennenden Kirche konspirativ verteilt wurde.