Wie hart trifft Corona christliche Unternehmer? Covid-19 erfordert Nächstenliebe in der Wirtschaft

Gesellschaft

Deutschland droht wegen der Corona-Pandemie ein Wirtschaftseinbruch von historischen Dimensionen. Nach Berechnungen mehrerer Wirtschaftsforschungsinstitute könnte das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) als Folge der Viruskrise deutlich schrumpfen. idea hat drei evangelische Christen befragt, welche wirtschaftlichen Folgen sie jetzt bereits spüren.

Covid-19 erfordert Nächstenliebe in der Wirtschaft 

Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie betreffen ohne Ausnahme alle Unternehmen. Viele Kleinst-, Klein- und mittelständische Unternehmen werden in den nächsten Wochen massiv unter Druck geraten, erste haben bereits 100 % Geschäftsausfälle. Bei größeren Unternehmen ist es nicht einfacher: Von 763 Flugzeugen der Lufthansa bleiben 700 am Boden. Das Unternehmen hat derzeit aus dem Passagierverkehr nahezu keine Einnahmen, aber erhebliche Ausgaben durch Stornos. Die Kosten laufen weiter. 130.000 Mitarbeiter sind in der Lufthansa Gruppe beschäftigt. 
Uns trifft diese Pandemie mitten in der Passionszeit, in der wir Christen deutlich machen können, was uns trägt: Hoffnung, Zuversicht, Kraft, Liebe und Besonnenheit. An Besonnenheit und Kraft fehlt es schon heute manchem Unternehmer angesichts der gefährdeten Existenz. So bleiben uns in der Passionszeit neben Hoffnung und Zuversicht die Liebe, die Nächstenliebe als handlungsleitende Gabe. Helfen wir einander! Die Kraft dafür finden wir in Jesu Worten aus der Nacht, da er verraten ward: „Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich!“ (Johannes 14,1) und aus dem „Und dienet einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes“ (1. Petrus 4,10). In der Phase eigener Anspannung trägt uns Psalm 23: „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.“ Geben Sie aufeinander acht! 

Friedhelm Wachs ist stellvertretender Vorsitzender des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer (AEU).

Buchhandlung geschlossen – aber der Betrieb geht weiter 

Wie alle Buchhandlungen darf ich seit dem 18. März mein Geschäft nicht mehr öffnen. Das heißt aber nicht, dass ich nichts zu tun hätte. Der Betrieb läuft weiter – über alle denkbaren Kanäle: Meine Kunden bestellen über E-Mail, Fax, Telefon, WhatsApp. Ich vereinbare dann mit ihnen, wie sie ihre Waren erhalten. Direkt vor Ort, wenn sie auch normalerweise ihre Bestellung in der Buchhandlung mitnehmen, oder per Post. Zur Buchhandlung gehört ein kleiner Hof hinter unserem Wohnhaus. Mit dem Kunden vereinbare ich eine Stelle, wo ich die Bestellung in einem Päckchen hinterlege. Die Kunden bezahlen die beiliegende Rechnung per Überweisung. Ich selber bestelle die Waren wie sonst auch und bekomme sie vom Großhändler geliefert. Weil derzeit auch alle Schüler zu Hause sind, habe ich im Augenblick verstärkt Anfragen nach Schullektüre, die sie während der unterrichtsfreien Zeit lesen müssen. Auch hier wissen sie dann, wie sie die Bücher erhalten. 
In Einzelfällen habe ich sogar mehr zu tun als vor der Corona-Krise. Gestern meldete sich eine Kundin telefonisch, weil sie eine Trauerkarte benötigte. Normalerweise kommen die Leute vorbei und suchen sich das Passende aus. Weil das nun nicht mehr möglich ist, frage ich nach ihren Wünschen und suche dann das Passende für sie heraus. Die Kundin aus der Nachbarschaft war jedenfalls mit der Trauerkarte zufrieden. Und sie hat die Karte auch völlig ohne Personenkontakt erhalten. 
Angst, dass das Geschäft durch Corona leidet, habe ich nicht. Ich habe doch in den vielen Jahren die Erfahrung Christine Siering vor der Alpha-Buchhandlung Rechtenbach Stellvertretender Vorsitzender Friedhelm Wachs Fotos: privat; idea/ Klaus Rösler 13.2020 gemacht, dass Gott den Laden, eine Mitarbeiterin als Aushilfe und mich noch nie im Stich gelassen hat. Ich habe keine Existenzsorgen. 

Christine Siering (61) betreibt seit 21 Jahren die christliche Alpha- Buchhandlung in Hüttenberg-Rechtenbach (bei Wetzlar).

Museumsbetreiber: „Für uns ist es existenzbedrohend“ 

Seit 2009 betreiben wir im Herzen Berlins das Museum „Dalí – Die Ausstellung am Potsdamer Platz“. Mit über 450 originalen Exponaten aus privaten Sammlungen weltweit ist es das erste und bislang wohl immer noch einzige privatwirtschaftlich betriebene Kunstmuseum in Deutschland.

Das heißt auch, dass wir trotz grundsätzlichen Anspruchs keine öffentlichen Fördermittel bezogen haben. Elf Jahre hatten wir sieben Tage pro Woche, 365 Tage im Jahr geöffnet und zählten mit durchschnittlich ca. 150.000 Besuchern pro Jahr bei der Besucherresonanz zu den führenden Museen in Deutschland. 
Seit dem 15. März haben wir aufgrund der Verordnung des Berliner Senats zur Eindämmung des Coronavirus geschlossen – voraussichtlich bis 15. April. Für uns bedeutet das, dass wir für unsere fast 20 Mitarbeiter Sonderregelungen treffen mussten – insbesondere Kurzarbeit. Denn während alle laufenden Kosten weiter anfallen, haben wir gegenwärtig null Einnahmen. Für uns ist die Situation durchaus existenzbedrohend. Wann bzw. ob die zugesagte „unbegrenzte Unterstützung“ der Regierung erfolgt, bleibt abzuwarten. Was mich tröstet und mir trotzdem Hoffnung macht: Als Familie werden wir jetzt – trotz emotionalen Stresses – wohl etwas mehr Freiräume haben, arbeiten vielleicht nur fünf statt sieben Tage pro Woche. Dann sah ich neulich eine gute Online-Predigt. Es ging um die Worte Jesu aus der Bergpredigt: „Darum sorgt nicht für den andern Morgen; denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass ein jeglicher Tag seine eigene Plage habe.“ Natürlich müssen wir als Unternehmer vorausschauend planen. Aber alles liegt eben doch nicht in unserer Hand.

Carsten Kollmeier (49, Berlin) bietet in seinem Museum einen umfassenden Überblick über das Schaffen des spanischen surrealistischen Künstlers Salvador Dalí (daliberlin.de).